Rolleiflex

Mit dem zweiten Auge

 

Kameras, die über Dekaden hinweg in Profihand als erstklassige Werkzeuge brillieren konnten, sind rasch aufgezählt. Ein herausragendes Exemplar innerhalb dieser exklusiven Riege ist zweifellos die zweiäugige ROLLEIFLEX. Sie bietet hoch auflösendes Mittelformat in kompakten Abmessungen. Das war damals ihre Stärke und ist es heute noch genauso.

 

Legendäre Profikameras – bei dieser Begrifflichkeit gibt es nicht viel zu überlegen. Die Hasselblad ist zu nennen, die Leica M3, natürlich die Nikon F und dann halten wir bereits den markanten Kubus aus Braunschweig in Händen, die zweiäugige Rolleiflex. Mit dem typischen, weil quadratischen 6×6-Mittelformat war sie für Anforderungen der gewerbsmäßigen Lichtbildner wie geschaffen. Auf Reportagejagd erlaubte das üppige Aufnahmeformat im Labor großzügiges Ausschnittvergrößern, in Künstlerhand ausgiebiges Spiel mit Perspektive, Tiefenschärfe und Bildgestaltung. Wie gemacht war das quadratische Format außerdem für die Produktion von Schallplatten-Covern. So verwundert es kaum, dass der berühmte Jazz-Fotograf William Claxton neben seiner Nikon F und Leica M stets auch eine Rolleiflex im Gepäck hatte. Die hatte er übrigens von einem anderen Titan der Fotografiekunst bekommen: Richard Avedon.

Auch Helmut Newton ließ seine Überfrauen bevorzugt im Sucherbild einer zweiäugigen Rollei aufmarschieren und Jean Loup Sieff durfte gewiss manches gelungene Portrait auch dem Charme seiner Braunschweiger Kamera verdanken. Denn trotz Rollfilmformat hält der Fotograf ein vergleichsweise smart gebautes Apparätchen in den Händen. Eine aktuelle System-Digitalkamera baut nicht kleiner, eine digitale Spiegelreflex aus dem Profisegment sogar deutlich voluminöser.

Die kompakten Abmessungen, die legendäre Zuverlässigkeit, beste Abbildungsleistung und die überragend leise Funktion der Rollei dürften denn auch den über Jahrzehnte anhaltenden Erfolg der Kamera ausmachen. Nicht unbedingt aus Herstellersicht, so doch zweifelsfrei mit den Augen des Anwenders gesehen. Denn jede andere Profi-Mittelformatkamera ist gegen die Rolleiflex so handlich wie ein altrömischer Pflasterstein. Zumal dann, wenn man sich Technik vernarrt noch zum Sklaven einer Systemkamera mit Wechselobjektiven macht und stets unter dem Zwang steht, das ganze Equipment „am Mann“ zu haben. Die selbst aufgelegte Einschränkung auf das fix eingebaute 75 Millimeter Standardobjektiv der Rolleiflex wird schnell als wahre Befreiung von technischem Ballast empfunden. Dazu kommt die Inspiration durch die Einfachheit der Zweiäugigen, bald beginnt man mit den optischen Möglichkeiten dieser Kamera beim Abscannen der Motivwelt zu sehen.

Das Sucherbild, obwohl spiegelverkehrt darstellend, erlaubt wie das Display einer modernen Digitalen eine schnelle Kontrolle der Bildkomposition. Wie beim Digitaldisplay ist das Bild bei hellem Sonnenschein jedoch schlecht zu erkennen. Dann hilft eine aufklappbare Sucherlupe perfekte Klarheit und zudem optimal einjustierte Schärfe zu bekommen.

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Blick durch das separate Sucherobjektiv der Rolleiflex. Die Darstellung ist seitenverkehrt. Insgesamt dennoch eine inspirierende Bildfeldkontrolle für kreative Momente

Aufnahme und Sucherobjektiv sind streng getrennt auf einer Standarte übereinander montiert. Oben wird mit einer etwas lichtstärkeren 2,8er Optik visiert, unten fotografiert. Diese Trennung der Funktionen hat Vor- und Nachteile. Weil Sicht- und Aufnahmeebene versetzt sind, kommt es trotz der in unserem Modell eingebauten Parallaxenkorrektur zu leichten perspektivischen Verschiebungen, vor allem im Nahbereich. Konzeptbedingt beansprucht der aufgesetzte Spiegelkasten Platz, was die Kamera in die Höhe wachsen lässt. Daher die ungewöhnliche Hochkant-Brikettform. Der große Vorteil jedoch ist: Es gibt keinen Spiegelschlag, der bei sämtlichen Mittelformat-Kameras von Bronica bis Praktica deutlich bis heftig ausfällt. Dezentes Fotografieren, etwa in einem Theater, ist mit so einer Kamera nicht möglich oder meist ohnehin nicht erlaubt. Der Zentralverschluss der Rolleiflex dagegen macht beim Auslösen lediglich ein kaum hörbares, helles „Blink“, dann ist der Schuss auch schon im Kasten. Zudem erlaubt der Zentralverschluss auf allen Zeiten, bis hoch zur schnellsten Fünfhundertstel Sekunde, den Einsatz eines modernen Elektronen-Blitzlichts. Interessant beim Aufblitzen im grellen Sonnenlicht, wo sich dann dank großer Blendenöffnung und der im Vergleich zur Kleinbild- oder gar noch kleinflächigeren Digitalfotografie entsprechend langen Standardbrennweite bildgestalterisch interessante, weil geringe Schärfentiefen ergeben.

Das alles trägt zum speziellen „Look“ der Mittelformat-Fotografie bei, die sich – ganz anders als etwa im gängigen Kleinbildmetier oder gar Digitalsektor – sofort in einer ganz eigenen Bildästhetik ausdrückt. Das heißt, egal was und wie Sie fotografieren, das Ergebnis sieht anders aus, als die an gleicher Stelle gemachte Aufnahme mit einer Kleinbild- oder üblichen Digitalkamera.

Selbstverständlich kommt auch noch der ganz unzeitgemäße, aber vielleicht gerade deshalb umso reizvollere Effekt der Entschleunigung mit ins Spiel. Denn der eingelegte Rollfilm erlaubt Ihnen lediglich 12 Aufnahmen. Aber auch diese Limitierung wird bald als Gewinn empfunden. Denken Sie an Ihren letzten Urlaub und die mitgebrachten 1794 Digitalfotos. Sie sind auf irgendeiner Festplatte abgelegt und dort werden sie höchstwahrscheinlich auch ganz digital vermodern.

Mit einer Rolleiflex nehmen Sie stattdessen nur das auf, was Ihnen tatsächlich fotografierenswert erscheint. Man will schließlich kein kostbares Filmmaterial vergeuden. Deshalb packe ich für den Urlaub, in dem man den Erholungswert dieser Kamera doppelt genießen kann, stets nur eine handvoll Filme ein. Ein paar farbige, ein paar für Schwarz-Weiß. Aus den 30 bis 50 Aufnahmen werden dann garantiert ein paar wertvolle Erinnerungen in Form großzügiger Abzüge extrahiert. Im Idealfall geschieht das im eigenen Schwarz-Weiß-Labor. Entschleunigung Teil zwei, gewissermaßen.

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Feinmechanische Meisterleistung: Der aufwändige Exzenterverschluss der Kamera-Rückwand. Vier kleine Standfüsschen ersetzen unterwegs das Stativ

Die zweiäugigen Rolleiflex-Typen werden nun schon über eine Zeitspanne von mehr 80 Jahren gebaut. Und noch immer kann man sich eine Neue kaufen. Aber auch alle gebrauchten Exemplare sind nach wie vor gesucht, vor allem die Typen mit 2,8er Lichtstärke aus der jüngeren Vergangenheit.

Echtes Klassik-Feeling bieten alle, ganz besonders aber die Originale aus den goldenen 50er Jahren.Wer die Kamera nicht zum Ansehen, sondern tatsächlich zum Fotografieren haben möchte, der ist in jedem Fall mit einem Modell aus der Nachkriegsära also sehr gut bedient.

Grob sind drei Typen zu Unterscheiden. Die einfachste Version ist die Rolleicord. Sie ist etwas schlichter in der Ausstattung, macht aber ebenso gute Bilder. Die mittlere Liga, die wir hier mit unserem Modell von 1956 dokumentieren, ist die Rolleiflex mit 3,5er Lichtstärke. Es gibt sie mit Objektiven von Zeiss oder aus späteren Produktionsjahren auch mit Schneider-Objektiven. Und dann gibt es ab 1949 die bereits erwähnten Topmodelle mit Lichtstärke 2,8.

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Liefert hervorragende Bildergebnisse: Zeiss Tessar. Der Compur-Zentralverschluss arbeitet überragend leise und damit unauffällig im besten Sinn

Raten möchte ich zu einem Modell ohne eingebauten Belichtungsmesser. Die Selenzellen dieser Versionen funktionieren nach gut 50 Jahren oft nicht mehr oder nicht mehr genau. Zudem stören Zellenfenster und in das Fokussierrad integrierte Anzeigeninstrument die „Linie“ der Kamera. Aber das ist Geschmacksache. Das Arbeiten mit einem zeitgenössischen Handbelichtungsmesser, etwa einem Weston Master, verstärkt das Analogerlebnis in jedem Fall.

Die Rolleiflex ist ein Produkt, das noch vollumfänglich für das Idealbild hinter dem Begriff „Made in Germany“ steht. Hochklassige Feinwerktechnik, faszinierende Detailarbeit. Alleine der Verriegelungsmechanismus für die Rückwand ist den Preis wert, den man heute für eine 3,5er Rolleiflex berappen muss.

Staunenswert ist zudem der raffiniert ausgetüftelte Filmtransport-Mechanismus. Beim Einlegen des Rollfilms ist darauf zu achten, den Papierstreifen zwischen zwei feinen Rollen hindurch zu führen. Hat man den Streifen dann in die Aufwickelrolle eingefädelt, kann bereits die Rückwand geschlossen werden. Der Transportmechanismus erkennt automatisch, wann das erste Bild in der Filmbühne aufnahmebereit in Position gebracht ist.

Die Rolleitechniker lösten dieses Kunststück mit einer integrierten Abtastvorrichtung für die Filmdicke. Dann nämlich, wenn der auf das lichtdichte Abdeckpapier aufgeklebte Emulsionsstreifen über die Messrolle streift, werden Bildzählwerk und Positionsmechanismus für den Bildstand aktiviert. Eine feinmechanische Meisterleistung.

Für den Filmtransport und das zeitgleiche Spannen des Aufnahmeverschlusses muss die Kurbel nur einen kurzen, leicht ablaufenden Schwenk bewegt werden. Ein Bediengefühl höchster Präzision stellt sich ein.

Nach dem zwölften Bild dreht die Kurbel ohne Anschlagfunktion weiter, bis das Aufnahmematerial samt Abdeckpapier auf der Transportrolle aufgewickelt ist. Beim Weiterdrehen ist das rhythmische Schnappern des umschlagenden Papierstreifens zu hören. Signal, dass jetzt die Rückwand geöffnet werden kann. Dazu sucht man sich am besten ein schattiges Plätzchen, um Streulichteinfall am Spulenrand auszuschließen. Ein geradezu sinnliches Erlebnis ist es, die Spule aus der Arretierung zu entnehmen und das Abdeckpapier mit dem anzufeuchtenden Klebestreifen gegen zerstörerisches Aufwickeln zu sichern. Jetzt kann das hoffentlich gelungene, fotografierte Ergebnis ins Dunkel der Jacken- oder Fototasche verstaut werden. Die Spannung bis zum Entwickeln des Films baut sich bereits auf, und Sie verstehen jetzt, warum der Kauf einer solchen Kamera unumgänglich ist. Man muss wahrlich kein großer Fotograf zu sein, um sich mit diesem Apparat wie ein richtiger Künstler zu fühlen. Falsch, man wird damit zum Künstler. Fast automatisch.

 

Klassik Lust Profil

Anlagewert: +

Als Geldanlage ist eine Rolleiflex nur dann interessant, wenn sie nachweislich einen berühmten Vorbesitzer hatte. Das Angebot an gut erhaltenen Exemplaren ist groß, die Preise speziell für die Versionen mit 3,5er Lichtstärke moderat.

Gebrauchswert: +++

Die Rolleiflex ist noch immer eine exzellente Kamera für Anwender. Nachschub an Rollfilmen dürfte es auch noch in einigen Jahren geben, speziell gilt das für Schwarz-Weiß-Material, nach dem diese Kamera förmlich lechzt.

 

Rolleiflex – Der Klassiker aus dem Jahr 1928

Der Kaufmann Paul Franke und der Techniker Reinhold Heidecke gründeten 1920 eine Firma für optische Geräte. Erstes Produkt von Heidecke & Franke war das „Heidoscope“, eine Stereokamera, die sofort auf große Resonanz stieß. 1928 wurde die erste Rolleiflex entwickelt und im Folgejahr präsentiert. Bereits das Erstmodell weist alle Design-Merkmale auf, die rasch stilbildend werden. Etliche andere Hersteller nehmen die Rolleiflex für eigene, ähnliche Modelle mehr oder weniger unverblümt als Kopiervorlage. Seit 1949 wird die Rolleiflex bis zum heutigen Tage in hoher Konzepttreue mit nur geringen Modellpflegekorrekturen hergestellt. Profis wählen gerne die Version mit 2,8er Aufnahmeobjektiv, Amateure greifen zur preisgünstigen und vom praktischen Wert keinen Deut schlechteren Version mit 3,5er Optik. Die Objektive lieferte Zeiss oder Schneider.1956 hielt der eingebaute Belichtungsmesser Einzug in die Rolleiflex. Darüber hinaus gibt es Versionen mit fix eingebauten 135 Millimeter Teleobjektiv für Portraitaufnahmen und mit 55 Millimeter Weitwinkel für Landschafts- oder Architekturaufnahmen. Letztere sind bei Liebhabern besonders gefragt und werden entsprechend hoch gehandelt.

Erwähnenswert ist die schnuckelige „Baby-Rolleiflex“, eine Version für das heute kaum noch erhältliche 127er Filmformat im Aufnahmeformat 4 x 4 Zentimeter. Diese zumeist grau lackierte Version ist ein echtes Schmuckstück für die Sammlervitrine.

In den 1990er und 2000er Jahren erschienen Sondermodelle in kleiner Auflage, etwa die Helmut Newton-Edition. Solche Spezialitäten sind eher etwas für Sammler denn für Anwender. Die finden in den stückzahlenreichen Baujahren von 1950 bis 1970 jede Menge erstklassige Kameratechnik, die immer noch up to date ist. Kontrolliert werden muss bei den Oldies der korrekte Ablauf des Zentralverschluss’, die langen Zeiten werden oft müde. Ein Reinigungsservice ist dann erforderlich. Schwieriger wird es bei Schäden an der Optik. Linsenseparation ist bei Objektiven aus den 50er Jahren hin und wieder zu beobachten, besonders bei den lichtstarken 2,8er Gläsern. Ansonsten glänzen die Rolleiflexen durch robuste Zuverlässigkeit. Wer eine neue Rolleiflex mit aktueller 2,8er Spitzenoptik möchte, dem hilft die dhw-Fototechnik in Braunschweig weiter. Dort hat man sich die Rechte an Namen und Technik gesichert und produziert den Klassiker und moderne Profikameras für Kenner und Könner. Der Name Rollei wird inzwischen im internationalen Branding für allerlei Produkte, von der Digicam bis hin zur Unterhaltungselektronik, vermarktet.

 

Daten: Rolleiflex B f3,5/75mm

Bauzeit: 1954 bis 1956

Typ: Zweiäugige Spiegelreflexkamera

Film: Rollfilm Typ 120

Objektiv: Zeiss Tessar 3,5/75mm

Verschluss, zentral, B, 1 bis 1/500sec

Marktpreis 2015: 400 Euro (Zustand B)

FAZIT: Unverwechselbares Design, herrliche Feinmechanik, erstklassige Optik, hohe Auflösung dank Mittelformat, dennoch gefällig kompakte Abmessungen und vergleichsweise geringes Gewicht. Die Rolleiflex ist auch und gerade im digitalen Zeitalter eine super Kamera.

 

Text und Fotos: Jo Soppa

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9 Kommentare

  • Matthias Kistmacher says:

    Hallo,
    ein sehr schöner Bericht über diese tolle Kamera. Ich erlaube mir als begeisteter Rolleiflexfotograf auf mein neues Buch hinzuweisen: „Fotografieren wie früher- Unterwegs mit der zweiäugigen Rolleiflex“, ISBN 978-3737592888, Verlag epubli Berlin.

    VG
    Matthias Kistmacher

  • H.-J. Henkelmann says:

    Diese Kamera ist in unserer Familie einfach „DIE Kamera“. Sie stellt einen Ästhetischen Anblick zur Schau.
    Sie ist eine Aussage, wie eine klassische BMW R-Nine-T, oder eine Le Mans I oder II, oder eine alte Laverda.
    Klar, was heutzutage die meisten Foto-Betrachter an Bildschärfe erwarten, kann so ein computerloser Foto- Apparat nicht leisten. Wenn man alte Voigtländer, Zeiss-Ikon`s und Haselblad und Mamiya liebt und schätzt, der weiß was man mit einem solchen Schatz für Bild – Erinnerungen herstellen kann.
    Denn Hand auf´s Herz nur die Computer in den heutigen Digitalen stellen mit der D-Messung und Ihren vielen Messfeldern und Nachführungen die Schärfe dar. Kein Objektiv, egal von welchem Hersteller, kann das leisten.
    Im Gegenteil, die Puristen wollen doch die klassische Kamera, die ohne Stromausfall, ohne Verzögerung durch Electronic , klack im richtigen Moment, eine Lebenssituation festhält.

  • Jens says:

    Ein sehr schoener Bericht.
    Das Prinzip: Es wird immer etwas neues erfunden wenn der Markt gesaettigt ist. Gute Bilder kann man mit einer Mittelformatkamera machen. Aber nun braucht man einen Computer eine Digitalkamera und eine Software. Ueber digitale Rueckteile sprechen wir hier nicht. Gute Fotografie liegt auf einer anderen Ebene im Bildaufbau und ist nicht technisch. Gute Musik kann man auch mit einem Roehrenradio hoeren. Wichtig ist die gute Musik oder hier das gute Bild.

    • Redaktion Klassik Lust says:

      Digitale Fototechnik hat das Medium für den Anwender in der Handhabung, etwa durch narrensichere Automatikfunktionen, sicherlich einfacher gemacht. Digitale Technik eröffnet auch neue Möglichkeiten, etwa kostengünstige Luftaufnahmen mittels Drohnen. Bilder werden durch digitale Technik letztlich in Hinblick auf technische Aspekte besser, ausgefeilter, höher aufgelöst. Wenn die Bildidee fehlt, ist das Aufnahmemedium kein Garant für außerordentliche Ergebnisse.

  • Hugo C. Meier says:

    Leider erleidet diese schöne Kamera das gleiche Schicksal wie meinen anderen. Ohne Digitalisierung werden sie nur noch in absoluten Ausnahmesituationen genutzt, egal ob Nikon, Canon oder Leica M. Dank des fehlenden Elektronik-Rückens sind sie leider auch fast nichts mehr wert – schade – .

    • Redaktion Klassik Lust says:

      Digital arbeitende Einsätze für alte Analogkameras wären in der Tat wünschenswerte Produkte für den Fotohandel. Eventuell nur für Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Vielleicht nimmt ein Hersteller das Wagnis auf sich, in dieser Richtung zu entwickeln. Platz für die entsprechende Elektronik böten ja die Kammern für die Kleinfilmpatrone oder für die Rollfilmspulen. Andererseits bietet gerade das klassisch-analoge Fotografieren ein unvergleichlich intensives Kreativerlebnis, wie es der programmierten Maschinen-Perfektion durch digitale Bildentstehung und Bearbeitung fremd ist. Nicht von ungefähr suchen gerade junge Leute wieder die mitunter schwer kalkulierbaren Herausforderungen, wie sie nur der analogen Fotografie innewohnen. Das Gefühl, das Bildergebnis eigenhändig erstellt zu haben, ist im analogen Bereich zweifelos sehr viel ausgeprägter, als etwa in der narrensicher perfekten Bedienwelt eines Allerwelts-Smartphones. Deshalb sollte der „Wert“ eines Geräts keinesfalls an ominösen Sammlerlisten abgelesen werden, sondern in der persönlichen Auseinandersetzung im Wortsinne erlebt werden. Geld ist bedrucktes Papier, eine analoge Kamera eine grandiose wie begeisternde Kulturleistung.

      Redaktion Klassik Lust

    • Heiko says:

      Nichts mehr wert? Im Gegenteil: Die Preise für gebrauchte analoge Klassiker, sei es Leica M6 oder Rolleiflex 2,8f schiessen momentan in die Höhe. Gab es 2010 eine 2,8f noch für 500,- EUR sind mittlerweile mindestens 1000,- EUR fällig. Das zum Thema „nichts mehr wert“. Schönes Wochenende!

  • Matthias Sommer says:

    Meine Rolleiflex Bj.1938 habe ich vor einiger Zeit aus privater Hand (Sohn, über 80) bekommen.
    Dazu einige Prospekte, Anleitungen, Filter, ein Systembuch von 1941 und eine Sonnenblende. Es handelt sich um das Modell Rolleiflex Automat 6×6 ohne Zubehörbajonett an der Sucherlinse. Ich habe sie zerlegt, gereinigt, die festen Blendlamellen einzeln entfettet und alles wieder schön ordentlich zusammengesetzt (keine Schraube übriggeblieben!).
    Nach dem o.g. Systembuch von Walther Heering habe ich dann feierlich meinen ersten Film für das Schätzchen eingelegt. Und wie im Buch genau beschrieben funktionierte Alles, aber auch wirklich Alles genau so, als hätte sie gestern erst das Licht der Welt (im wahrsten Sinne) erblickt…Filmtransport, Zählwerk, Verschluss (dem Vorlaufwerk musste etwas nachgeholfen werden) – unkompliziert und reibungslos. Die Qualität der erzielten Negative und Abzüge sind trotz fehlender Vergütung sehr gut. Gegenlicht mag sie nicht so gern. Einzig die ebenfalls mechanisch gut funktionierende Fokussierung ist so eine Sache. Die einfache Mattscheibe und die Spiegelung des Himmelszelts gestalten den visuellen Vorgang nicht wirklich entspannt. Eine selbst konstruierte Schachtverlängerung macht das Ganze schon erträglicher. Da ich als Anwender die Kamera wiederum aus Sammlersicht nicht verändern möchte, muß ich damit leben.
    Erkenntnis: zuverlässige, handliche und wertvolle Kamera mit Unsterblichkeitsbonus.
    Gedanken: es ist mir jedoch immer noch ein Rätsel, warum sich diese Technik der zwei Linsen mit den daraus resultierenden vielen optischen Problemen (denen sicherlich alle mit immensem Aufwand und Erfindungsreichtum pariert wurde) gegen die Spiegelreflextechnik (die aus meiner Sicht die Königin der Systeme ist) so lange parallel hat halten können. Weiterhin begreife ich nicht, warum bei allen Problemen des Rollfilmtransports bei vielen ähnlichen, filmfensterlosen Kameras nicht einer auf die Idee gekommen ist, das Problem mit einer ähnlichen Filmperforation wie bei unserem KB- Film zu lösen. ich verstehs nicht…Vielleicht wegen dem Schutzpapier? Nein, eine Patrone für MF wäre doch sicher kein Konstruktionsproblem geworden, oder?
    Analog/Digital: seit ich nun auch endlich stolzer Besitzer einer echten Dunkelkammer bin, nutze ich mein Lightroom in der Regel nur noch um Bildideen als Schnell-Vor-Ansicht zu erstellen. Selbst bei perfekter Bearbeitung und makellosem Print ist das Ergebnis im Vergleich mit dem in stundenlanger Laborarbeit erkämpften Abzug ernüchternd. Da kommt nichts mehr emotional rüber. Das digitale Print wirkt tot und unpersönlich. Der analoge Abzug wird zum Kunstwerk und Lohn für all die handwerkliche Arbeit im Vorfeld.

    Meint Matthias aus Berlin

  • Andreas Philippi says:

    Fotografiere seit längerem mit einer Rolleiflex T mit Tessar Objektiv. Tolle Kamera!

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