MZ 1000 S

Liebe Leser und Leserinnen. Wir möchten Ihnen einen Artikel über die MZ 1000 S nicht vorenthalten und über die Freude darüber, dass Anfang des Jahrtausends dieses Supersport-Motorrad von MZ angekündigt wurde.

Leute! Das wird der Ober-Mega-Hammer, wenn die Zschopauer in der zweiten Jahreshälfte selbigen aus dem Sack lassen und ihn unter das zweiradfahrende Volk bringen. Lange haben uns ja die Erzgebirgler auf die Folter gespannt und – nicht nur den „Emmen“-Freaks – das Wasser im Mund zusammen laufen lassen. Ein deutsches Super-Sport-Motorrad mit Dampf im Kessel ohne Ende und mit – für bundesrepublikanische Verhältnisse – fast schon apokalyptischer Power. Es ist keine italienische oder japanische, nein eine deutsche Sportwaffe. Die Zschopauer verstanden es meisterlich, das Feuer der Begierde immer am Lodern zu halten. Sie verstehen es zudem virtuos in dem Marketingkessel zu rühren und das Motorrad zu zelebrieren. Aber jetzt soll´s wahr werden!

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Die Front drückt das aus, was in der MZ 1000 S steckt: Power

Nach dem überragenden 125 ccm Einzylindermotor, der in der RT 125 sein Debüt feiern durfte, ist der Zweizylinder die zweite Eigenentwicklung eines Motors von MZ nach der geglückten Wiederauferstehung der Marke. Der Twin produziert aus 996 ccm versicherungsgünstige 98 PS bei 9000 U/min. Für die Speed- und Powersüchtigen unter den potenziellen Aspiranten wird es auch eine ungedrosselte Version geben, bei der die Nadel auf der Uhr erst bei 275 km/h stehen bleiben soll. 125 PS stehen dafür momentan zur Diskussion. 4 Ventile je Verbrennungskammer sorgen für den adäquaten Gasaustausch. Zum guten Ton in der Branche zählen natürlich auch die zwei obenliegenden Nockenwellen. Für die Freunde des gepflegten Schubs wird die Kraft der Zschopauer Energiekathedrale über ein Sechs-Ganggetriebe dem Hinterrad eingeschenkt. Beim adrenalingesteuerten Gashahnreissen in der Literklasse dürfte die 1000 S infernalisch gehen und sakrische Beschleunigungszeiten auf den Asphalt brennen. Die MZ bringt 195 kg Kampfgewicht auf die Waage, ein Wert, der für seine Behendigkeit sprechen wird. Das elektronische Motormanagement spiegelt den letzten Stand der Technik wieder; ebenso der geregelte 3-Wege-Katalysator. An der Vorderhand ist eine Upside-down-Gabel mit einer Doppelscheibenbremse verbaut, an der Hinterhand wird das Zentralfederbein für Klarheit sorgen, was sich zwischen Asphalt und Reifen abspielt.

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Die Verkleidung versinnbildlicht das neue Design von MZ. Avantgardistisch und revolutionäre Gedanken eines herausragenden Formgestalters

Keiner, der sie auf den zahlreichen Messen schon in Augenschein nehmen durfte, wird verleugnen können, was sie im Stand schon verspricht. Die 1000 S verströmt das Flair eines Wedeleisens, bei dem das Gute-Laune-Barometer des Betrachters in die Höhe steigt, wenn er sich vor seinem geistigen Auge vorstellt, wie er mit ihr alleine über kurvige Sträßchen surfen würde. Da ließen sich die Stunden bei einem scharfen Ritt recht abwechslungsreich und spannend gestalten. Da kommt beim bloßen Hinschauen schon Gänsehaut-Feeling auf, wenn man sich vorstellt, mit religiöser Inbrunst auf der zum Andachtsraum umfunktionierten Straße zu wedeln. Den spirituellen Orgasmus natürlich mit eingeschlossen. Die in dem Tank bunkernden 19 l Frischgezapftes werden für die nötigen unterbrechungsfreien Kilometer sorgen.

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Selbst die Fußrasten spiegeln die filigrane Formensprache wieder

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Sauber, klar und aufgeräumt…

Ein aufwändiger Stahlrohr-Brückenrahmen aus Chrommolybdän bildet das verwindungssteife Rückgrat der 1000 S.

Viel an technischen Detailinformationen sind noch nicht bekannt, aber dass da exzellente Technikfeatures vom Feinsten verbaut werden, ist fast schon so sicher wie das Amen in der Kirche.

Das Design, es polarisiert. Die einen finden´s hässlich und die anderen werden es lieben und davon fasziniert sein. Klar definierte geometrische Linien, die die Dynamik der 1000 S unmissverständlich ausdrücken. Dabei baut sie grazil und wirkt kompakt mit reichlich Renn-Appeal-Design, das etwas an einen schnellen wendigen Jet aus den Sternenflotten erinnert. Die Linien kulminieren in dem Kraftzentrum des Motorrades – dem Motor. Na, aber ein wenig Ähnlichkeit mit dem sagenumwobenen Stealth-Bomber der Amis kann man schon assoziieren. Da fehlt fast nur noch die spezielle Tarn-Beschichtung und die 1000 S ist für das feindliche Radar der Japaner und Italiener unsichtbar, wenn sie an ihnen vorbeidreschen wird. Trotz allem, die 1000 S wirkt auf den Betrachter wie eine aus dem Vollen gefräste Skulptur.

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Der Gehäusedeckel symbolisiert das damals „neue“ MZ

MZ hat ja schon so etwas wie – ja nennen wir es ganz einfach mal, Kultstatus. Um dieser Bürde gerecht zu werden, versorgen die Zschopauer die eingefleischte Fangemeinde in regelmäßigen Abständen mit sorgfältig austarierter Hardware. Nach einigen Höhen und Tiefen in der jüngeren Vergangenheit setzen die MZ´ler nun alles daran, den Großen der Zweiradbranche das Fürchten zu lehren. Man besinnt sich im Erzgebirge wieder selbstbewusst an alte Werte und an seine historischen Wurzeln, als man einstmals in Zschopau der weltgrößte Motorradhersteller war. Die Treuesten der „Emmen“-Fans haben „ihrer“ Firma moralisch immer – auch in den schlechten Zeiten nach der Wende – die Treue gehalten. MZ ist ein Motorradhersteller, der unter Insidern besagten Kultstatus besitzt und wer sich von dem Flair dieser Motorradmarke mit den historischen Wurzeln betören lässt, der kann sich daran berauschen.

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Wie ein eingefangenes Stillleben

Wir warten schon gespannt und voller Sehnsucht, bis die ersten Exemplare der 1000 S für eine erste fahrtechnische Kontaktaufnahme bei einem Roll-out zur Verfügung stehen werden, denn sie ist die stärkste straßenzugelassene MZ, die jemals die Montagehallen in der Zschopauer Zweiradmanufaktur verlassen hat!

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Fast zu schade zum Fahren, eher etwas für das heimische Wohnzimmer

Auf alle Fälle ist die MZ 1000 S mit Sicherheit eine bewusstseinserweiternde Granate, und der, der sie will, der braucht sie auch, egal was sie kostet!

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Technische Daten

Motor

Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, flüssigkeitsgekühlt, Hubraum: 996 ccm, 98 PS (72 kW) bei 9000 U/min, max. Drehmoment: 100 Nm bei 7500 U/min, zwei obenliegende Nockenwellen, vier Ventile je Zylinder, Nasssumpfschmierung, elektronische Einspritzung, elektronische Zündanlage, E-Starter, G-Kat

Kraftübertragung

Sechsganggetriebe

Fahrwerk

Stahlrohr-Brückenrahmen aus Chrommolybdän, vorne Upside-down-Gabel, Gleitrohrdurchmesser 43 mm, hinten Aluschwinge, Zentralfederbein, Feder mit Druckstufenverstellung und hydraulisch einstellbarer Federvorspannung

Räder

Lightcon Alu-Druckgussräder vo/hi 3,50 x 17 / 5,50 x 17; Reifen vo/hi 120/70 ZR 17 / 180/55 ZR 17

Bremsen

vorne Vierkolben-Festsattel Doppelscheibenbremse Durchmesser 320 mm; hinten Scheibenbremse Durchmesser 240 mm

Maße und Gewicht

Radstand 1420 mm; Sitzhöhe 800 mm; Gewicht vollgetankt 195 kg; zulässiges Gesamtgewicht 400 kg; Tankinhalt 19 l, Reserve 4 l; Federweg vo/hi 120/120 mm

Preis

k.A.

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Die Kette wie sie schöner nicht sein kann und sie nur darauf wartet die Kraft des Motors auf den Zahnkranz zu übertragen

 

Text: Ulrich Bänsch

Fotos: MZ, Archiv

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