Jardins de Santa Clotilde

Wer am Ortsschild von Lloret de Mar wegen berühmt-berüchtigtem Party-Tourismus auf dem Absatz kehrt macht, der versäumt möglicherweise einen der charmantesten Orte an der spanischen Küste.

Ein Regenguss wäre jetzt schön. Gärten wirken bekanntlich jenseits der dröhnenden Mittagshitzen-Herrlichkeit am besten. Früh am Morgen beginnt jeder Tag mit einem Spaziergang im Garten perfekt. Wenn ein Sturm aufzieht, betört nicht nur das rasch wechselnde Lichtspiel, sondern auch das Wiegen der Bäume mit ihrer rauschend aufbrausenden Blättermusik.

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Blick vom Südgarten aus. Hinter dem Hügel tobt der Tourismus-Bär in Lloret de Mar

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Fabelwesen bewachen das große Wasserspiel im oberen Teil des Gartens

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Lange Blickachse vom Place de la Pineda in Richtung Meer

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Sattes Grün. Ein Regenschauer macht den Garten nicht nur schöner, sondern bringt mit reflektierenden Flächen auch ganz neue Lichtstimmungen

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Zentrale Figur der fünf auf der Treppe verteilten Bronze-Nixen

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Orangenbäume setzen farbliche Akzente, in Regentropfen gebrochene Sonnenstrahlen verstärken den Zauber

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Blick von außen auf die Südseite der Gartenanlage. Die direkt angrenzende Villa ist nicht zu besichtigen

Wer es noch dramatischer mag, macht sich bei Vollmond auf den Weg. Letzteres geht in den Jardins de Santa Clotilde aber nur, wenn der Besucher abenteuerlich als Einbrecher über den Zaun klettert. Abends wird zugesperrt, der Eintritt kostet fünf Euro.

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Zauberhafte Lichtstimmung im Garten der Clotilde

 

 

 

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Jardins de Santa Clotilde. Blick vom Platz Marques de Roviralta in Richtung des zentralen Platzes der Sirenen, mit anschließendem Treppenaufstieg zum Platz der Pinien

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Statue am Placa de la Pineda

Als hier ausschließlich Natur und rauschende Wellen ihr betörendes Schauspiel in gänzlich vom Massentourismus unberührter Unbekümmertheit aufführten, entdeckte der junge Adelige Marquis de Roviralta vor rund 100 Jahren den verträumten Steilhang mit seinen unmittelbar angrenzenden Buchten. Schön, wenn man Geschmack und Geld hat. Also kaufte Roviralta das Gelände, und beauftragte den damals gerade 28 Jahre jungen Architekten und Landschaftsplaner Nicolau Maria Rubio i Tudori mit den Arbeiten. Der Stil des Gartens sollte sich an Anlagen der italienischen Renaissance ausrichten.

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Treppe der Nixen. Nicht nur bei Hochzeits-Fotografen ein beliebtes Motiv

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Tollende Engel an einem kleinen Wasserspiel

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Dem Wasser entstiegen. Betörende Nixe auf der Escala de les Sirenes

Vom zentralen Platz der Sirenen ziehen sich strahlenförmig Wege und Treppen durch die Anlage. Gestaffelt angeordnete Wandelgänge bieten abwechslungsreiche Perspektiven in die einzelnen Gartenfelder. An der Südseite, mit ihrem steil abfallenden Küstenhang, verbindet eine schlanke Treppe die Gänge. Im Norden treffen die Wege auf den Platz Dels Til-Lers mit seiner markanten Büste im römischen Stil.

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Akkuratesse und scheinbar unbekümmerte Zufälligkeit. Zwei Merkmale, die hervorragende Gartenarbeit auszeichnen

Einer der Höhepunkte des rund 27000 Quadratmeter großen Areals ist fraglos die Treppe der Nixen. Die damals 25-jährige Bildhauerin Maria Llimona hat die Bronzefiguren mit den vor Liebreiz blühenden Mädchenkörpern entworfen. Die Legende besagt, so mancher Jüngling hätte sich bei zu langem Betrachten der Figuren unsterblich verliebt. Heute bildet die Nixen-Treppe ein beliebtes Hintergrundmotiv für sämtliche Hochzeitsfotografen der Region.

Wir haben bei unserem Besuch der Gärten unerwartetes Glück. Ein heftiger Regenschauer geht nieder, bald sind alle Besucher geflüchtet, der Garten gehört uns nun ganz alleine. Unter einer mächtigen Silberpappel finden wir Unterstand. Tränen der Freude kullern den Nixen über ihre grünspanig verwitterten aber immer noch jugendlich glatten Wangen. Auch sie lieben das nasse Element. Himmel und Landschaft verschwimmen in einem saftigen Grüngrau.

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Eine Nixe mit zwei Flossenschwänzen bietet mehr Gestaltungsmöglichkeiten, muss sich die junge Bildhauerin Maria Llimona damals gesagt haben

Doch bald schon will der Allmächtige wissen, was da unten in seinem von Menschenhand verzauberten Garten passiert. Er stellt sein hellstes Licht an und durchschneidet damit die Regenwolken. Sogleich beginnt die Landschaft wie ein nass geschwitztes Pferd zu dampfen, die Farben leuchten frisch gewaschen. Die Gärten der heiligen Clotilde zelebrieren ihren theatralischen Höhepunkt heute nur für uns.

 

TIPP: Wer gut zu Fuß ist, kann auf einem Rundwanderweg die Jardins de Santa Clotilde mit zwei weiteren in der Nähe liegenden Parks auf einer Tagestour verbinden. Die vom Tourismus-Verband herausgegebene „Lloret-Card“ ermöglicht vergünstigte Einlasspreise. Anders als Clotildes Gärten entsprechen der Jardi Botanic Mar y Murta und der Jadi Botanic Pinya de Rose mehr den üblichen Vorstellungen einer Parkanlage mit zum Teil exotischen Gewächsen. Das Besondere der Jardins de Santa Clotilde ist deren eher landestypische Vegetation, die scheinbar fließend in die natürliche Pflanzenwelt der Umgebung übergeht. Ihren Namen hat die Gartenanlage übrigens der früh verstorbenen Frau des Marquis de Roviralta zu verdanken. Seit 1995 zählt die Anlage zum nationalen Kulturgut Katalaniens. Der Garten ist ganzjährig zu besuchen, Montag ist Ruhetag.

Text und Fotos: Jo Soppa

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