
Bella figura
Ein Lichtbildnis sagt mehr als tausend Worte. Als im Mai 2003 eine Pressemitteilung von Pirelli in die Redaktionsstube flatterte, erregte dieses hier abgebildete Presse-Foto die ungeteilte Aufmerksamkeit des Chronisten.
Ein Foto, das aus den täglich einströmenden Presse-Mitteilungen herausstach und fortan in dem Ordner für herausragende Lichtbilder sein Dasein fristete. Turnusmäßig wurde dieser besagte Ordner durchforstet, auf der Suche nach geeignetem Bildmaterial und wenn die Augen auf DIESEM Foto ruhten, dann kam beim Betrachter eine Freude auf – und Sehnsucht. Sehnsucht nach Italien und dem damit verbundenem dolce vita. Du assoziierst sofort: „Strahlend blauer Himmel, warme Temperaturen, gutes Essen, tolle Mode, aparte Damen, sowie feurige 2- und 4-rädrige Fortbewegungsmittel“.
Dieses Lichtbild ist eigentlich wie ein Donnerhall – es erzählt eine Geschichte – die scheinbar achtlos abgestellte Ducati vor einer ins Morbide gehende Fassade, schlicht, schön und reduziert auf das Wesentliche. Der Fahrer oder die Fahrerin ist wahrscheinlich gerade in einer benachbarten Bar „auf einen Espresso“. Dolce far niente (das süße Nichtstun) – das verströmt die Aura des Fotos, das easy-living, alles nicht so eng, verbissen und so „typisch deutsch“ zu sehen. Alle Fünfe auch mal grade sein lassen und weg von der ach so typischen und obligatorischen Samstags-Beschäftigung mit der penibelst durchzuführenden, schwäbischen Kehrwochenpflicht – nur als Beispiel…
Ducati – Italien. Das sind nicht nur Worte – sie haben Klang und sie vermitteln die Sehnsucht nach der Leichtigkeit des Lebens und nach Orten, an denen man hingebungsvoll am Espresso nippt und genüsslich die obligatorische Zigarette dazu raucht… italienische Küche in all ihrer Raffinesse goutiert und den Herrgott einen guten Mann sein lässt.
Sich via Handy für den Abend in einer lauschigen Bar verabreden und es ist völlig egal, wenn die Verabredung sich um eine Stunde verspätet. Du siehst das alles nicht so eng, als Mensch genießt du das Leben und der Blick auf die Uhr ist nicht mehr das Maß aller Dinge…
Der Genuss am Leben mit all seinen schönen und herrlichen Facetten, der steht im Vordergrund und nicht die aufoktroyierten Zwänge, die eigentlich sowieso niemand interessieren außer diejenigen, die morgens mit Dollar- bzw. Eurozeichen in den Augen aufstehen.
Da sind Gebäude, bei denen der Betrachter annimmt, dass sie sich schon leicht im Verfall befinden, eine wahre Augenweide. Die Prioritäten, sie sind jedoch nur verschoben. Besagter leicht morbider Charme nach außen, feine luxuriöse Lebensart im Inneren, mit gepflegt elegantem Ambiente. Die Menschen besinnen sich auf das Wesentliche und dazu gehört manchmal der klinisch rein gefegt Gehweg mitunter nicht dazu. Die lupenreine Fassade sowieso nicht.
Exzellentes Essen, brillanter Wein und ein atemberaubendes Fortbewegungsmittel – Herz, was brauchst du mehr? Nichts. Das ist der Himmel auf Erden.
Das Lichtbildnis: Es verschafft dem Betrachter eine kleine Auszeit. Ein kurzer – oder auch längerer Moment – des Genießens und Träumens. Ein kleiner Abstecher in eine schöne Landschaft mit pittoresken Gebäuden und einem Objekt der Begierde: Einer Ducati Multistrada. Ein Motorrad, das auch abseits von ausgebauten Straßen eine gute Figur macht. Zum Beispiel, wenn du zu einer abgelegenen Trattoria fährst, die in Gourmetkreisen als Geheimtipp hoch gehandelt wird. Dorthin wo lokale, erlesene Speisen von einem Koch gezaubert werden, dem man für seine kulinarischen Meisterwerke die Füße küssen möchte.
Leben !
Text: Ulrich Bänsch
Foto: Pirelli Motorradreifen